Telemedizin auch beim ASB an Bord
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ASB-Rettungsdienstes fühlen sich mit der neuen Telemedizin an Bord des Stralsunder Rettungswagens sehr gut ausgerüstet. v.l.n.r.: Martina Engelbrecht, Anne Gülland, Robert Rosenkranz
Telenotarzt-System im Landkreis Vorpommern-Rügen mit bislang 100 Einsätzen
Seit Mitte 2019 ist das Telenotarzt-System auch im Landkreis Vorpommern-Rügen aktiv. 100 Einsätze sind seitdem mit Unterstützung erfahrener Notärzte der Universitätsmedizin Greifswald online durchgeführt worden, und immer mehr Rettungswagen im Landkreis werden an das System angeschlossen. Auch die Rettungswagen des Arbeiter-Samariter- Bundes RV NORD-OST e.V. (ASB) in Stralsund und Prerow sind bereits technisch eingebunden. Im Ergebnis ist das System ein wertvoller Zeitspender insbesondere zur Erhöhung der Versorgungssicherheit und Verbesserung der Hilfsfrist außerhalb der Städte.
Als die 82jährige Inge M. in ihrer Wohnung in Prerow stürzt, kann sie ihr Bein kaum bewegen und klagt über starke Schmerzen.
Keine zehn Minuten später treffen die von den Angehörigen alarmierten Rettungskräfte des ASB bei der Verletzten ein. Schnell verschaffen sie sich einen Überblick über den Zustand der Patientin und das Unfallgeschehen. Klar ist, dass Inge M. einen Schenkelhalsbruch erlitten hat und ein Transport in ein Krankenhaus dringend notwendig ist. Die starken Schmerzen der Patientin machen jedoch ein Umlagern von ihrem Bett auf die Vakuummatratze und somit den Transport unmöglich. Nur die Gabe von Schmerzmitteln kann nun helfen.
An dieser Stelle endet jedoch die Entscheidungsbefugnis der Einsatzkräfte. Wenn es z.B. um die Gabe von bestimmten Medikamenten geht, obliegt es nur einem Arzt, notwendige Medikamente zu verabreichen. Bis jedoch der in Barth stationierte Notarzt bei der Patientin eintreffen könnte, würden etwa 20 Minuten vergehen.
Wertvolle Zeit, die jetzt verloren ginge und der Patientin eine empfundene unendlich lange Wartezeit voller Schmerzen bescheren würde bzw. Zeit, die wiederum bei einem anderen Notfall fehlen würde.
Schnelles Handeln ist notwendig, und so entscheiden sich die Rettungskräfte dafür, den Telenotarzt anzurufen und um Unterstützung und Handlungsanweisung zu bitten.
Seit Juli 2019 wird auch im Landkreis Vorpommern-Rügen das Telenotarzt-System eingesetzt. Dabei geht es darum, dass Notärzte in bestimmten Notfällen, nicht physisch zugegen sind, sondern online via Mobilfunk und Video-Verbindung die Rettungskräfte am Einsatzort unterstützen – z.B.: wenn es eben um die Gabe von Medikamenten geht, die nicht von den Einsatzkräften verabreicht werden dürfen.
Im Falle von Inge M. tauschen sich der diensthabende Telenotarzt, mit Sitz in Greifswald, und die Rettungskräfte vor Ort online über den Zustand der Patientin aus. Dazu zählt, dass die Vitaldaten der Patientin über modernste Medizin-Technik, wie z.B. das EKG/Defibrillator Corpus C3, direkt an den agierenden Telenotarzt übermittelt werden. Auch eine Begutachtung der Patienten im Rettungswagen per Video wäre möglich und hilft dem Telenotarzt bei seiner Einschätzung.
All dies versetzt ihn in die Lage, die notwendigen Anweisungen an die Einsatzkräfte weiterzugeben. Inge M. erhält auf diese Art genauso die dringend notwendigen Schmerzmittel, die die Umlagerung und den Transport in ein Krankenhaus ermöglichen, als wäre der Notarzt selbst zugegen gewesen.
Während die Rettungskräfte die Patientin nun für den Transport vorbereiten können, klärt der Telenotarzt bereits, welches Krankenhaus angefahren werden kann. Bei der Auswahl des Krankenhauses müssen u. a., der Patientenbefund und die Krankenhaus- Kapazitäten berücksichtigt werden. Auch ein Arzt-zu-Arzt-Gespräch mit der Übermittlung der protokollierten Patientendaten erfolgt bereits durch den Telenotarzt während der Fahrt zum Krankenhaus. Wieder wird wertvolle Zeit eingespart, die ggf. für einen weiteren Einsatz dringend gebraucht wird.
Im Krankenhaus angekommen, übergeben die Rettungskräfte die Patientin, die nun weiterversorgt werden kann.
Für die Einsatzkräfte ist das Telenotarzt-System ein Gewinn. Auch wenn der Austausch mit dem Notarzt via Telemedizin einer gewissen Eingewöhnung bedarf, überwiegen die Vorteile. Insbesondere schnelle Handlungsmöglichkeiten und kürzere Einsatzzeiten werden wertgeschätzt. In der hiesigen ländlichen Umgebung, mit einer geringen Bevölkerungsdichte und längeren Fahrwegen in ein Krankenhaus ist es wichtig, mit dem Faktor Zeit sorgsam umzugehen. Gerade in den Sommermonaten steigt die Zahl der Gäste auch im Landkreis Vorpommern-Rügen und damit auch die Frequenz der Rettungsdiensteinsätze. Die Telemedizin spielt hier eine entlastende Rolle. Umso erfreulicher ist es, dass auch in Zingst in Kürze ein Telemedizin-Fahrzeug eingesetzt wird.
Text: Cindy Fedor/ ASB RV NORD-OST e.V.
Foto: Cindy Fedor/ ASB RV NORD-OST e.V.
ASB-Pressekontakt: Helena Fedor, Telefon: 03831 378520, Mobil: 01520 8693722, E-Mail: marketing@asb-nordost.de
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